Archiv für Januar 2017
Ein Textauszug. Autor Martin Gohlke (mit freundlicher Genehmigung des Autoren). Den gesamten Text und noch andere findet ihr unter http://www.martin-gohlke.de
3. Emanzipation und Weltekel
Je weniger man ein Leben als Konkurrenzsubjekt als scheinbar unabänderliche Normalität hinzunehmen vermag und je mehr man sich der Emanzipation seines Selbst verbunden fühlt, desto deutlicher kann man mit dem Gefühl des Weltekels in Kontakt kommen. Ob diese Ekelform zu einem schwerer wiegenden Problem mit der Folge von Misanthropie oder Zynismus werden kann, ist auch von der frei zur Verfügung stehenden Zeit abhängig. Denn Muße kann nicht nur Seinsfragen ins Bewusstsein drängen, sondern auch daran anschlussfähige weltliche Erwägungen, auch wenn allein eine eingehende Aufnahme fetischisierter Vergesellschaftungsformen und tierischer menschlicher Verhaltensweisen nicht in den Ekel führt. Es muss mehr passieren.
Der reflektierte Linke muss die Erfahrung machen, dass problematische gesellschaftliche Verhältnisse auch von deren emanzipatorischen Gegnern reproduziert werden und dass auch diese sich wie Tiere verhalten können. Er muss diesbezüglich in herrschaftskritischen Verbindungen, wie beispielsweise einer Kommune oder einem Alternativbetrieb oder in anspruchsvollen, traditionellen arbeitsgesellschaftlichen Zusammenhängen ausgesprochen oft enttäuscht worden sein (mehr…)